Bear’s Den, Mascotte – 28.02.15

http://https://www.youtube.com/watch?v=q1MmYVcDyMs

Wer schon im Mascotte war, kennt dieses höchst wahrscheinlich alsClub. Auch ich war relativ überrascht, als ich es als Konzertort besuchte, zumal ich mir so zentral gelegene Konzertorte in Zürich nicht wirklich gewohnt bin. Doch die, der Grösse des Konzertes nicht wirklich gerecht werdende Warteschlange vor dem Mascotte, liess klar daran erinnern, dass es der Hauptzweck des Gebäudes normalerweise darin besteht, Freitag Abend Ausgänger mit überteuerten Getränken und Disco Sounds zu unterhalten. Doch die, in der Warteschlange Stehenden, bewiesen unmissverständlich, dass sie darauf warteten ein Konzert zu besuchen und erlaubten nur schon optisch eine wage Genreeinordnug der nachher spielenden Band ; Sorgfältig getrimmte Bärte und karierte Holzfällerhemden auf männlicher Seite, und auf weiblicher eher alternativ wirkende, Jutebags tragende, aber gut gelaunte Gestalten im alter zwischen 20 und 30, umgaben uns. Als wir das Mascotte endlich betreten hatten, waren wir nun endlich voll und ganz in der Konzertstimmung angekommen. Der Raum war nicht wirklich gross und unbestuhlt, aber dafür umso mehr mit Menschen gefüllt. Die Bühne war relativ tief gelegen, doch das stark gedämmte Licht liess Blicke auf sie und die, sich darauf befinden Instrumente zu. Die Wand dahinter war praktisch undekoriert, ausser einem projektierten Bild, einer durch Wolken betrachteten Insel, welche auch auf dem Cover ihres Debutalbums „Islands“ zu finden ist. Das Ganze verlieh dem Raum eine Art entspannte, fast schon familiäre Bandprobe-/Jamesessionstimmung. Auf der Bühne war ein Banjo, mehrere Gitarren, ein Keyboard, Schlagzeug und zwei Trompeten zu erkennen.

Die Musik verstummte und der Supporting Act „Alex Vargas“ mit einer männlichen Begleitung, betrat die Buhne. Leider überzeugte Alex Vergas nicht gerade und hinterliess eher den Nachgeschmack einem missglückten Versuch „The XX“ zu kopieren. Die viel zu halligen Gitarrensounds, unterlegt von Elektrobeats trugen auch nicht wirklich zur Besserung bei du die Begeisterung im Publikum hielt sich ziemlich in Grenzen. Doch die Vorfreude auf Bear’s Den blieb bestehen.
Als Alex Vargas letzter Akkord endlich ausgeklungen war und er die Bühne verlassen hatte, ging die Unruhe endlich über, zu einer gespannten Konzentration und alle Blicke waren hungrig auf die Bühne gerichtet.

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Die dreiköpfige (bzw. dreibärtige, denn von ihren Köpfen war vor lauter Haar nicht mehr wirklich viel zu erkennen) Band, begleitet von zwei zusätzlichen Musikern an den Trompeten, betrat pünktlich die Bühne. Bear’s Den stellte sich kurz und fast schon schüchtern vor und begann mit der Single, ihres bisher ersten Albums. In „Elysium“ wurden die Instrumente, mit ihrem dazugehörenden, halligen Klang, sehr vielseitig eingesetzt und erzeugten einen einnehmenden Klangteppich, welcher sich über den weichen Anfang des Liedes, bishin zu seinem bombastischen Schluss durchzog, ohne je langweilig zu werden. Der teils fast schon zu weiche Klang der Gitarre und des Keyboards wurde ausgeglichen durch den schäpprigen Sound des Banjos und den kräftigen, meist dreistimmigen gesungenen, Stimmen der Band. Das Banjo ist es auch, das Bear’s Den klar in das Genre des Indie-Folks eingliedern lässt, neben anderen Bands wie Mumford & Sons oder den Fleet Foxes. Ich war sehr gespannt darauf, wie die Songs live umgesetzt würden, da ich mich mit dem Debutalbum noch nicht wirklich angefreundet hatte und darum befürchtet hatte, live würden sie ihre Musik im gleichen Stil präsentieren. „Islands“ beinhaltet vor allem Lieder die schon auf den davorigen EP’s zu finden waren, mir jedoch neu aufgenommen weniger Hörfreude bereiten. Das Album ist mir zu wenig rustikal, zu wenig Folk. Doch meine Befürchtungen wurden nicht bewahrheitet. Die Band behielt live ihren altgewohnten Charme.
In den darauf folgenden Lidern wurde eine emotionale Achterbahn in Bewegung gesetzt und das ganze Publikum fuhr begeistert mit. Sie ging von tottraurigen Liedern wie „When You Break“, bishin zu fast schon hymnenartigen Songs wie „Pompeii“ bei welchen auch inbrünstig mitgesungen wurde. Als sich die Fahrt langsam dem Ende zuzuneigen schien und jede mögliche Instrumentkonstellation benutzt worden war und sogar das Publikum durch Anweisungen der Band durch Klatschen mitmusiziert hatte („Think Of England“), gab es technische Probleme. Die Band nutzte die Pause um die Bandmitglieder vorzustellen, doch als es nach 15 min immer noch keine Aussicht auf eine Lösung des Problems gab, wurde es der Band langsam peinlich. Die Band besprach sich für einen Moment, dem Publikum abgewendet. Kurz danach war die tiefe Stimme des Hauptsängers zu hören (die Mikrophone gingen offensichtlich noch) welche die Situation mit den Worten „we’re gonna do the next one in the crowd“ rettete.

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Bear’s Den drängte sich, durch den ohnehin schon viel zu vollen Saal, bis sich eine Lücke für sie bildete und auch jedes Flüstern verstummt war. „Sophie“ wurde begleitet von Banjo und Gitarre und dreistimmig gesungen. Niemand zog auch nur in Erwägung mitzusingen, was dazu führte, dass sie erstaunlich gut hörbar waren. Mit diesem wunderschön sanften Abschluss verabschiedete sich Die Band und versprachen, dass sie die Schweiz widerbesuchen würden, über was ich mich natürlich freuen würde.

Die Musiker die man sonst nur auf Aufnahme hört live zu sehen und ihre Musik so direkt und emotional zu erleben, hat mich mal wieder daran erinnert wie schön es eigentlich ist Konzerte zu besuchen.

E.Vogel – 23.06.15

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