London, eine Stadt, die mich durch ihre vielfältigen Stadtteile mit Menschen aus aller Welt, ihrem Charme und ihrem grossen Angebot an verschiedenen Musikstilen in den Bann gezogen hatte.
An einem wunderschönen Freitagabend hatte ich das Vergnügen, mir ein Konzert in Camden Town anzuhören. Der Club nennt sich „The Forge“, der für sein breites Programm von Jazz, intimen Vocalsongs bis zu fetzigen Latin Grooves beliebt ist. Nicht nur der musikalische Durst sondern auch der grosse Hunger wurde in diesem Lokal gestillt.
Mit hungrigen Bäuchen setzten wir uns, mein Vater und ich, an einen Tisch, der durch ein Fenster direkten Blick auf die Bühne hatte. Besser konnte es nicht sein!
Unerwartet betritt ein junger Mann mit seiner akustischen Gitarre die Bühne und liess das Publikum vom ersten Moment an verstummen. Chris McDonald, der Singer- Songwriter heizte die Bühne als Vorsänger für Natalie Duncan auf. Der unbekannte Musiker verzauberte mit seiner warmen, souligen Stimme und seinen wunderschönen Harmonien auf der Gitarre den ganzen Raum. Ich hätte die ganze Nacht diesen Klängen und poetischen, herzzerreißenden Texten zuhören können! Besonders bei „Butterfly fly“ hatte er mich nur schon mit seinen ersten Worten zutiefst berührt.
Hört es euch selbst an:
‚Butterfly fly‘:
Hier noch ein rhythmischer Song:
Nach drei Songs, die rhythmisch sehr unterschiedlichen waren, betraten noch vier weitere Musiker die Bühne. Ein Bassist, ein Schlagzeuger und zwei Violinisten unterstützen die variierenden Harmonien des Sängers.
Mit seinem lässigen alternativen Look, seinen schulterlangen, roten Haaren und dem vollen Bart, gehört er auch äusserlich zur Folk-Pop Szene. Nicht nur tönte alles herzerwärmend und stimmungsvoll, auch er wirkte warmherzig, bescheiden und sympathisch, sodass ich liebend gern seiner Kariere unterstützen würde! Für mich war sein Auftritt eine wirklich große Überraschung, die mich für meine eigene Musik inspirieren ließ.
Der Abend war noch lange nicht vorbei! Die Leute im Saal waren nach der Performance von Chris McDonald aufgelockert und bester Laune, bereit für den nächsten Auftritt von Natalie Duncan.
In enganliegender, ledrigen Hose und kurzem T-Shirt begab sie sich ans Klavier. Welch ein Kontrast zur vorherigen Performance. Als dann zwei weitere Männer elektronische Instrumente auf der Bühne installierten, fragte ich mich, was uns jetzt gleich erwarten werde. Denn in dieser Konstellation hatte ich die Sängerin noch nie gehört.
Sie begann mit leichten Fingern auf dem Flügel zu spielen und anschließend erklang ihre volle, kräftige Stimme. Ich habe großen Respekt vor Musikern, die gleichzeitig ihr Begleitinstrument so gut beherrschen, dass sie noch dazu singen können und dies auf hohem Niveau. Natalie Duncan hatte mit ihrem ersten Stück “Devil in Me“ ihre Künste auf dem Klavier präsentiert und mit ihrer speziellen Klangfarbe und großem Stimmumfang mich und auch viele andere sehr beeindruckt.
Jedoch hatten mich die weiteren Songs mit der elektronischen Begleitung weniger berührt. Nach meinem Gefühl, klangen alle sehr ähnlich, und mit der Zeit waren die starken Bässe etwas penetrant und eher störend.
Natalie Duncan Live at the Forge
Ihr Debut Album „Devil in Me“ erforscht eine breite Palette von Musikrichtungen wie Soul, Jazz, Blues und sogar Klassik. Man hört gut, woher sie sich ihre Inspiration geholt hat, denn in manchen souligen Liedern hörte ich zum Teil Nina Simon oder Alicia Keys heraus. In diesem Album ist sie sehr experimentierfreudig und zeigt, wie oben beschrieben, wo ihre Stärken liegen.
Mit diesem Auftritt an diesem Abend aber hatte ich einfach das Gefühl, dass sie aus Neugier eine andere Richtung einschlagen wollte, da dies vielleicht eher die jüngere Generation ansprechen würde. Doch ihre Lieder hatten, trotz ihrer “Bombenstimme“, nicht das Gleiche in mir erregt, wie beim Hören ihres Albums zu Hause.
Dieser Abend war einerseits sehr entspannend und emotional berührend, andererseits auch anregend und für mich persönlich als Sängerin lehrreich. Diese zwei Künstler, die musikalisch sehr unterschiedlich waren, haben doch gut zusammen gepasst, weil beide voll und ganz in ihrem Element waren und ihre Leidenschaft für ihre Musik uns vermitteln konnten.
Elena Sommacal – 23.06.15