KRS ONE ist eine wahre Grösse im Oldschool Hip Hop. Dementsprechend gross war auch meine Vorfreude ihn zu sehen bzw. zu hören. Der Rapper aus Amerika trat im Komplex Klub auf (das ist der kleinere Club unter dem Komplex N.457). Wie bei jedem Hip Hop Konzert gab es keinen Zeitplan, aufgrund dessen trudelten die meisten erst etwa eine Stunde nach Türöffnung ein. Diese war um 10 Uhr, um 11 Uhr war jedoch immer noch nichts geschehen, ein Markenzeichen von guten Hip Hop Konzerten. Gut die Hälfte der Leute hielten sich vor dem Club auf, rauchten und tranken. Der Eingang des Komplex Clubs ist eine Treppe, die hinunter führt, vor der man sich jedoch auch aufhalten kann. Dies macht das hinein und hinausgehen sehr Mühsam, weshalb man sich besser für eines entschied. Im Club liefen zu beginn noch Hip Hop Tracks aus den Boxen, was keine grosse Stimmung erzeugen konnte. Verzierung gab und brauchte es nicht wirklich, was auch zur Underground Stimmung des Abends beitrug. Das Licht ist im Komplex Club jedoch Pink, was mich immer etwas irritiert, jedoch nicht weiter schlimm ist. Weil wir noch draussen waren, verpassten wir dann auch den Beginn des Konzerts, was natürlich nicht schlimm war, denn es begann mit 6(!) Voracts, welche ganz unterschiedlich gut waren. Die Crowd war jedoch nicht sehr motiviert und fieberte schon KRS ONEs auftritt entgegen. Nennenswert ist von diesen Voracts eigentlich nur die Zürcher Rapcrew Indigod, bestehend aus Merlin Alexander, Riley Smith, Flow’etic und DJ Unda. Ich habe seitdem weitere Auftritte von Indigod besucht, welche allesamt sehr überzeugend waren, besonders wie das Publikum mitmachte, denn das ist fast das wichtigste an einem Hip Hop Konzert. Sie repräsentieren Zürich und geben der Stadt ein dreckiges Grossstadtflair. Ich empfehle diesen Track anzuhören, da er auch aufgeführt wurde und einen passenden Eindruck hinterlässt.
Merlin Alexander – Live n Direct
Als die Masse an Voracts endlich vorbei war, kam der lang ersehnte Moment. DJ Unda machte sich bereit, und man spürte das Lawrence Parker, wie KRS ONE wirklich heisst, bald auf die Bühne kommen würde. KRS ONE steht für „Knowledge Reigns Supreme – Over Nearly Everybody“.
Seit fast 30 Jahren ist KRS-ONE einer der grössten Namen im Hip-Hop. Er gehört zu den grossen Legenden der alten Schule (Old-school). Er wird mittlerweile von allen Seiten respektiert, was auch stark mit seiner Lebensgeschichte zusammenhängt. KRS ONE fässt diese einigermassen in seinem Track Outta Here zusammen. Er rannte mit jungem Alter von zuhause weg und zog in die New Yorker Bronx, wo er einige Jahre auf der Strasse lebte. Er nannte sich The Blastmaster, und pflegte einen aggressiveren battleorientierten Rapstil. Damals lernte er DJ Scott La Rock kennen mit dem er das Label BDP (Boogie Down Productions) gründete. Scott wurde umgebracht, woraufhin KRS ONE sein Pseudonym The Blastmaster an den Nagel hing und sich zunehmend politisch positionierte. Zu der Zeit nannte er sich vermehrt The Teacha. Sein erstes Solo Album „Return of the Boom Bap“ ist noch immer eines der bedeutendsten Hip Hop Werke. Sein Vermächtnis wurde von dann an nur noch grösser und es gibt viele bekannte Titel, weche auch Leute kennen, die kaum etwas mit Hip Hop anzufangen wissen.
Bestes Beispiel: KRS ONE – Sound of da Police

Mit KRS ONE steht also ein Vorbild für die gesamte Hip Hop Szene vor uns und rappt. Was ihn hierbei von den meisten Rappern unterscheidet, ist die Tiefe seiner Texte. Er lehrt einen Prinzipien, welche er in seinem harten Leben lernte. Was dies besonders verdeutlicht, war die zehnminütige „Geschichtsstunde“ in welcher er die Geschichte des Hip Hops durchging. Von Jahr zu Jahr, und das Publikum wurde immer lauter, vorallem wenn es Namen erkannte. Die Aufgabe eines MCs liegt nicht nur darin gut rappen zu können, sondern auch eine Show abzuliefern. KRS ONE benötigte keine Lichteffekte oder Tänzer, sondern fokussierte sich komplett auf den Inhalt seiner Texte. Er kritisierte die Tendenz europäischer Rapper, zu versuchen die Amerikaner zu imitieren, anstatt sich selber auszudrücken. Den um das geht es vorallem im Rap, der eigenen Stimme gehör zu verschaffen. Man soll dabei jedoch immer „real“ bleiben, was ein sehr schwer zu erklärender Begriff bedeutet aber kurzgefasst soviel wie echt, treu, bescheiden und gut. KRS ONE ist real, und zwar sehr, denn er hat wirklich vieles zu erzählen und wirkt zum einen wie ein weiser aber trotzdem sehr witziger Mann.
Die Stimmung wärend des Auftritts war sehr locker und ausgelassen. Die immer wieder auftretenden Motivationsparolen, welche absoluter Standard an Hip Hop Konzerten sind, kamen gut an beim Publikum, welches jeden zweiten Titel sofort am Beat erkannte und deshalb ordentlich Lärm machte. Insgesamt war das Konzert sehr erschöpfend, ein riesen Gaudi und sogar lehrreich. Beeindruckt hat mich die Fülle an inspirierenden Sätzen die er dem Publikum, wie in einem Gespräch unterbreitete.
Martin Casey
