Explosiv, wild, laut. Das wurde mir von der Band ‚The Pack A.D.‘ und ihren Liveauftritten versprochen. Ich entschloss mich also an diesem ersten warmen Frühlingsabend des Jahres die Bar 3000 aufzusuchen. Dort wartete ich gespannt. Denn ich hatte komplett darauf verzichtet mir davor Videos der Band anzusehen, ich wollte überrascht werden, denn nur so konnte ich auch komplett abgeholt werden. Mit der Unsicherheit, wie es werden würde.
Was ich allerdings wusste, war, dass es sich bei ‚The Pack A.D.‘ um ein weibliches Duo aus dem kanadischen Vancouver handelte. Die beiden Mitglieder Becky Black und Maya Miller gründeten die Band im Jahr 2006. Als Inspiration zu ihren Songs – und vor allem den Songtexten, die sie alleine schreiben – nennen sie Literatur und Film, meist Horror oder Fantasy.

Nach einer relativ kurzen Wartezeit betraten die beiden dann die Bühne oder eher den Bereich, welcher für die Band vorgesehen war. Dieser war nicht erhöht, was das Publikum und die Band auf die selbe Ebene brachte. Der kleine Raum hatte sich mittlerweile auf gut 20 Personen gefüllt, welche von überall hergekommen schienen. Mir gefiel dieser Mix von Menschen, die sich anschliessend wieder in alle Welt zersplittern würde, hier jetzt aber gemeinsam gespannt auf die Band wartete.
Dann begann das Konzert. Es begann genauso, wie ich es gelesen hatte. Kein ruhiger Einstieg, nein ein Feuerwerk. Alles bebte und schrie. Der ganze Raum gefesselt in der Musik. Becky, welche an der Gitarre war und auch sang war sofort weg, irgendwo verloren in ihrer Musik. Sie gab alles hinein. Ihre Gitarre wurde Teil der Band, der Inszenierung, war nicht nur ein Instrument.

Maya, die Schlagzeugerin, hingegen schien anfangs sehr kontrolliert an die Sache zu gehen. Jeder Schlag schien genau zu passen, jede Bewegung war kraftvoll und stark und trotzdem schien sie eine grosse innere Ruhe zu haben. Beide waren auf ihre Weise sehr konzentriert. Was dazu führte, dass sie richtig gut harmonierten. Man spürte, wie lange sich die beiden schon kennen und wie das auch in ihre Musik einfliesst. Beckys Gestik zum Text ist sehr stark, mal verdreht sie die Augen, verzieht das Gesicht, mal schreit sie einfach.
Zwischen den Songs witzelte Maya mit dem Publikum herum, lockerte die Anspannung und Intensität der vorangegangenen Musik auf, sie war es, die mit dem Publikum interagierte. Währenddessen stimmte Becky ihre Gitarre.
Dann ging es wieder los. Becky schwebte ab, der Raum mit ihr und trotzdem war sie noch dermassen präsent bei der Sache. Beim Singen huscht ihr immer mal wieder ein Lächeln über die Lippen. Sie variiert mit ihrer Stimme, geht auf und ab holt dabei genauso alles raus, wie aus ihrer Gitarre. Dazwischen immer wieder der Blick zur Partnerin, Maya. Diese war mittlerweile auch schon tief in ihre Schläge und Rhythmen eingetaucht. Es war schön zu sehen, wie viel Freude immer wieder aufkam und wie sich diese auf das Publikum übertrug.
Nach gut 90 Minuten kam der Abend dann langsam zu einem Ende. Ein Abend voller Schweiss und Schreien. Maya forderte das Publikum nochmals auf alles zu geben, dabei zu sein, die Musik zu fühlen, zu spüren. Dann folgte der Schluss.
Ich war auch fünf Minuten später noch immer elektrisiert und voller Aufregung. Dieses Konzert hatte mich wirklich weggehauen, überrascht, obwohl ich ja gelesen hatte, dass es so werden würde. Dass zwei Menschen so gewaltige, kräftige und intensive Musik entstehen lassen konnten, beeindruckte mich. Dafür mussten die beiden an den jeweiligen Instrumenten wirklich sehr gut sein und dann braucht es natürlich auch einfach noch den Draht zueinander. Und den hatten sie gefunden.
Auf dem Heimweg dachte ich noch immer viel über das Konzert nach. Mir gefiel die Vielfältigkeit der Musik, der Texte, der Tonhöhen, der Atmosphäre. Den Stil konnte ich nicht benennen, zu verschieden waren die Songs, mal war es Garage Rock oder eher Garage Punk, mal etwas Pop und Blues, auch Psychedelic Rock war Teil ihrer Musik. Ein weiteres Beispiel für diese Vielfältigkeit ist dieser ruhigere Song, der auch Beckys Qualitäten beim Gesang zeigt:
Ein anderes Beispiel, welches auch nochmals das Wilde, Verrückte in den beiden und – hier auch optisch – die Vielfalt zeigt, ist dieses Musikvideo des Songs ‚Yes I Know‘.
Ich bin wirklich fasziniert von den beiden, gerade auch, wenn ich jetzt nochmals die Videos von dem Abend sehe. Sie sind unglaublich gute Musikerinnen. Jede für sich glüht, gemeinsam aber explodieren sie.
David Gees, 25.06.2017