Wir standen vor dem Club Exil, der unmittelbar in der Nähe der Hardbrücke liegt. Nicht viel war los. War eigentlich klar, da es ja eine Zusatzshow war und Danju, der bürgerlich Johannes Lieb heisst, sowieso nicht ein sehr bekannter deutscher Hip Hop Musiker ist. Trotzdem waren ich und mein Kollege sehr gespannt auf die Show.

Danju, der gerade noch bis zum April 2017 bei dem Musiklabel Chimperator unter Vertrag war, kommt aus Stuttgart. Vor allem bekannt wurde er durch den Rapper Cro, den mittlerweile schon fast jeder kennt. Danju kennt Cro schon seit seiner Kindheit und sie produzieren schon seit damals Musik. Über Danju weiss man auch, dass er in Spanien studierte und deshalb auch spanisch sprechen kann. Danju veröffentlichte 2012 sein erstes Mixtape “Play“ unter dem Namen Dajuan. Nachdem Danju 2013 als Featuring auf dem Song “Höhenangst“ von Cro Aufmerksamkeit erlangte, erschien 2014 sein zweites Mixtape namens “Cali“. Dieses erfüllte alle Erwartungen und der Server zum Gratisdownload des Mixtapes wurde sogar kurz lahmgelegt. Noch im selben Jahr chartete er wieder als Feature auf einer Cro Single und wurde so langsam Populär im Deutschrap. Am 8. April 2016 erschien sein Debütalbum “Stoned ohne Grund“. Schon mit dem Musikvideo zum Song “Stoned ohne Grund“ machte Danju klar, dass jetzt ein neues Kapitel kommt. Ende April 2017 verkündete Danju auf Twitter, dass er sich vom Musiklabel Chimperator getrennt hat. Und ganz zum Style eines Rappers, der kein Label hat, kam dann am 12.5.17 sein neues Mixtape “Auf der Wolke“ heraus. Also kam Danju am 17.5.17 mit 3 Mixtapes und einem Album im Gepäck nach Zürich, um das viertletzte Konzert seiner aller ersten eigenen Tour zu spielen.
Das Konzert
Der Saal war halb voll als wir ankamen. Einige standen noch an der Bar und man merkte gleich, dass es eine Zusatzshow war. Die Bühne war nicht sehr gross. Rechts von der Bühne hatten sie ein Strassenschild aufgestellt, das eine Steigung von 420% aufgedruckt hatte. Links war ein Gitter mit Stacheldraht und ein Loch in dem Gitter, wo die Rapper dann hindurch geschlüpft sind, wenn sie auf die Bühne kamen.
Das Konzert startete sehr pünktlich. Die Menge wurde durch “Middlez“ und “Guzfather“ aufgeheizt, die ihre eigenen Tracks zuerst spielten und so zuerst als Supportact auf der Bühne standen, obwohl sie nachher auch noch mit Danju auf der Bühne als Features auftraten. Middlez und Guzfather machten ihren Job sehr gut und das Publikum war danach heiss auf Danju.
Danju kam auf die Bühne und als Startschuss für das Konzert benutzte er den Song „My Life“. Der Vorteil an einem kleinen Konzert mit knapp 100 Zuschauern ist, dass eigentlich alle den Text kennen und es so sehr stimmungsvoll wurde. Auch ruhige, gefühlsvollere Tracks wie „Fahrn“ oder „Nur Bekannte“ wurden mit der Lichtershow und der dann ruhigen Stimme von Danju sehr ausdrucksvoll performt. Beim Song „X“ ist Cro ein Feature und da Cro nicht mit auf der Tour war, hat halt das ganze Publikum mit Hilfe von Playback dieses Feature übernommen. Cro dabeizuhaben wäre sicher besser gewesen, jedoch haben alle Zuschauer mitgemacht und so war es schlussendlich gar nicht so schlecht.
Danju’s eher bekanntere Lieder wie „Champion“, „Tag und Nacht“ oder „Stoned ohne Grund“ waren ein voller Erfolg auf der Bühne und trotz der fehlenden Features wie „Teesy“ oder Cro wurden sie von Danju ansehnlich vorgeführt. Beim Song „Irgendwann“ sang Danju aus Versehen zuerst den zweiten Part und nicht den Ersten und musste nochmal neu anfangen. Mich persönlich hat dies nicht gestört, ich fand es witzig und man hat so auch gesehen, dass das erst seine erste eigene Tour war.
Der Song „Meine Gang“ spielte Danju auch noch vor, obwohl es eigentlich ein Song von Cro ist, in dem er nur das Feature ist. Jedoch war der Song sehr fesselnd für die Zuschauer und deshalb ist der Track auch nennenswert.
Ganz zum Schluss spielten sie die ganz neuen Songs, die erst am 12.5.17 herausgekommen sind. Obwohl die Lieder erst gerade erschienen sind, kannten die Meisten schon den Text. Der Song „Welcome 2 my Life“ war für mich persönlich der beste neue Song, da er ihn sehr stimmungsvoll präsentiert hat.
Nach 2h und ca. 15 Minuten war das Konzert vorbei und die Menge strömte nach Draussen in die warme Nacht.
Fazit
Danju zeigte für seine erste Solo-Tour eine sehr solide Leistung. Die Songs, die gespielt wurden, hat er sehr gut ausgewählt, die Reihenfolge der Lieder war eigentlich perfekt. Er mischte die eher alten Songs unter die neueren Songs und nach einem eher ruhigeren Lied kam ein eher lauter/schneller Track. Die Stimme von Danju war gut auf die verschiedenen Beats abgemischt und nichts davon war zu laut. Sehr gefallen hat mir, dass Danju nicht immer eins zu eins die Studioaufnahme gerappt hat, sondern auch mal Flowwechsel brachte und auch die Betonungen der Wörter abgeändert hat, so dass es wie schon fast etwas Neues war. Die Lichtshow ist nicht wirklich erwähnenswert, doch sie passte eigentlich immer zum Song und brachte auch nochmals Stimmung in das Ganze. Schade war natürlich, dass Features wie Cro oder Teesy nicht dabei waren. Wenn diese dabei gewesen wären, hätte das Konzert sicher vielen noch besser gefallen. Es war kein Hallenstadionkonzert mit grosser Lichtshow und Nebeleffekten etc., dennoch bietet ein solches Konzert in kleinem Rahmen einen grossen Wert, da man so einfach viel näher am Künstler ist, mehr von der Performance mitbekommt und es so auch viel persönlicher ist. Abschliessend ist zu sagen, dass es ein sehr eindrückliches Konzert war und für „nur“ 35 Franken zwei Stunden mit toller Musik.
Elia Schmitt, 26.6.2017