Ronja, die Räubertochter Opernhaus Zürich, 25.4.2018 (19.00-21.10 Uhr)

Romeo und Julia Plot

Der deutsche Komponist Jörn Arnecke hat aus dem Kinderbuch „Ronja, die Räubertochter“ der schwedischen Autorin Astrid Lindgren eine Familienoper gemacht. Das Stück handelt von zwei verfeindeten Räuberbanden, die in einer Gewitternacht beide Zuwachs in die Räuberfamilie bekommen: den Jungen Birk und das Mädchen Ronja. Sie ist die Tochter des Häuptlings Mattis und seiner Frau Lovis. Ronja wächst in einer warmherzigen Räuberbande auf und entwickelt sich zu einem mutigen Mädchen. Eines Tages erlaubt der Vater ihr endlich alleine in den gefürchteten Wald zu gehen. Mattis warnt seine Tochter vor den vielen Gefahren und vor der Borka-Bande, der anderen Räubergruppe. Doch wie es der Zufall will, rettet der Junge Birk aus der Borka-Bande Ronja, die in eine Falle gestürzt ist. Zusammen kehren sie zu ihren Eltern zurück, die alles andere als begeistert über die neu entstandene Freundschaft sind. Ronja und Birk trotzen dem Verbot, sich zu sehen, und verbringen den Sommer gemeinsam in der Bärenhöhle am Wald. Als das Wetter kälter wird, beginnt Mattis, sich Sorgen zu machen und sucht seine geliebte Tochter. Die unzertrennlichen Kinder folgen Mattis zögernd in die Mattis-Burg. Durch diese Freundschaft und durch den Mut der starken Ronja, ihren eigenen Weg zu gehen trotz Widerständen ihrer Eltern, schliessen die zwei Räuberbanden Frieden und vereinigen sich.

Jörn Arnecke studierte Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Er komponierte auch andere Opern wie zum Beispiel Kyros oder Ruhrtriennale. Bei meiner Aufführung «Ronja, die Räubertochter» Im Opernhaus Zürich leitete Carrie-Ann Matheson das Musikalische, und den Chor studierte Janko Kastelic ein.

Grollen des Donners – Schrei eines Babys

Gemurmel durchflutet den wunderschönen Opernhaussaal, bis die Lichter ausgehen. Das Publikum verstummt langsam, und die Lichter der Handys gehen aus.
Schnell wird die Musik laut und bedrohlich. Ein Blitz schlägt in die Mattis-Festung ein, worauf das Publikum komplett verstummt. Die Kombinationen von Lichteffekten und Musik passen perfekt. Plötzlich werden das Unwetter und die Rufe der sich fürchtenden Räuber von Babygeschrei übertönt. Ronja, die Räubertochter, hat das Licht des Lebens erblickt. Bereits in dieser ersten Szene benutzt Arnecke das „Wolfslied“, das einen grossen Wiedererkennungswert besitzt. Geschickt zieht Jörn das Publikum in seinen Bann.

Ronja

Nasse Überraschung

Kurze Zeit später verschwindet das Bühnenbild der Mattis-Burg, und ein Marktplatz entsteht auf der Bühne. Ronja wird erlaubt, die Räuberbande vorübergehend zu verlassen. Zuvor streitet sich Mattis mit seinen Untertanen, worauf ein Mitglied der Räuberbande wütend einen Kessel mit Wasser umschmeisst. Dabei spritzt ungeplant ein Teil des Wassers auf das Orchester. Mürrisch putzen die Orchesterleute ihre nassen Instrumente, während das Geschehen auf der Bühne weiterläuft: Ronja übertönt mit ihrem lyrischen jungen Mezzosopran das Geschrei der Räuberbande und stimmt zum „Räubertanz“ ein. Die Mischung aus dem lauten Mezzosopran von Ronja, den tiefen Stimmen der Räuberbande und der hektischen Musik des Orchesters passt tadellos. In meinem Bauch vibrieren die tiefen Basstöne. Schliesslich macht sich Ronja auf den Weg in den Wald, begleitet von geheimnisvoller Musik.

Rettung durch einen leichten Sopran

Nachdem Ronja in die Falle gestürzt ist und von Birk gerettet worden ist, suchen die beiden zusammen die Mattis-Burg auf. Der Bandenhäuptling widerspricht mit
seinem Bassbariton der Freundschaft und auch der Liebe der Kinder. Mit jedem Schlag auf den Tisch, das Zeichen der Abneigung gegen diese Freundschaft, erklingt ein passendes Geräusch aus dem Orchester. Allgemein sind Klänge und Melodien immer mit der vorherrschenden Stimmung und mit den Bewegungen der Spielenden übereinstimmend. So wird ein malerisches Bild erzeugt, das pausenlos perfekt erscheint.

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Mehr als Disharmonie zweier Banden

Die Versöhnung am Ende des Theaters erweckt ein warmes Gefühl in den Herzen des Publikums. Die Oper «Ronja, die Räubertochter» zeigt mehr als bloss der Streit der beiden Räubersippen. Die Vater-Tochter Liebe, die am Ende viel dazu beiträgt, dass sich die beiden Banden vereinigen, und das Verhalten der beiden Kinder, die füreinander da sein und füreinander einstehen wollen, gehen nahe und rühren. Allen voran beeindruckt Ronja, das kleine Räubermädchen, das nicht nur auf ihre starke Räuberfamilie hört, sondern mit ihrem Mut und ihrer Neugier den eigenen Weg in die Welt hinauswagt.

Fazit

Mir hat die Oper sehr gut gefallen. Die Handlung der Kinderoper ist gut umgesetzt und gut verständlich. Die Orchestermusik, der Gesang und die Bewegungen der Darstellenden sind wunderbar zu einer Einheit verschmolzen und haben perfekt zusammengepasst. Das einzige, was mir manchmal in den Szenen mit dem Mezzosopran von Ronja und dem leichten Sopran von Birk fehlte, war ein tiefer Basston. Ich würde die Oper jederzeit wieder schauen gehen.

( Bilder von: Opernhaus Zürich: „Ronja die Räubertochter“, https://www.opernhaus.ch/spielplan/kalendarium/ronja-raeubertochter/ )

Leila Brunner 2fM – 18. Juni 2018

 

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