Elias, Sonntag 18. März 2018
Kirche Oberstrasse, Zürich

Elias, dieser Name stand auf unzähligen Postern, die die Schule Wochen zuvor schmückten. Über mehrere Monate hinweg haben viele Proben stattgefunden und als Aussenstehender hat man sich gefragt, wie die Aufführung wohl werden würde.
Die dramatische, mehrteilige Vertonung über den biblischen Prophenten Elias wurde von Felix Mendelssohn Bartholdy komponiert. Nachdem der Komponist 10 Jahre lang mit dem sogenannten Oratorium beschäftigt war, wurde es am 26. August 1846 am Birmingham Trienial Musik Festival in Birmingham das 1. Mal aufgeführt.
Ein Wunderkind
Felix Mendelssohn wurde am 3. Februar 1809 geboren. Er war eines von vier Kindern und entstammte der wohlhabenden und angesehenen jüdischen Familie Mendelssohn. Die ersten Jahre lebte die Familie in seiner Geburtsstadt Hamburg. Doch 1811 zog die Familie nach Berlin. Die jüdische Familie Mendelssohn liess sich dann 1816 in einer Haustaufe evangelisch taufen, dabei wurde dem Familienname Bartholdy angefügt. In den darauffolgenden Jahren komponierte bereits der junge Felix mit Leichtigkeit Stücke und fing an, diese später vorzuführen. Selbst mit dem deutschen Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe hatte der damals 12-jährige Junge Kontakt gehabt.
Doch Felix machte sich nicht nur durch Kompositionen einen Namen. Er war einer der begabtesten Klaviervirtuosen seiner Zeit. Zudem hatte er auch mehrere Aufträge als Dirigent und war einer der ersten, die mit dem Dirigierstab arbeiteten.

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Wo sind die guten Plätze?
Als ich in die Kirche Oberstrasse Zürich eintrete, merke ich schnell, dass unglaublich viele dem Aufruf zum Konzert gefolgt sind. Eine Freundin, die im Chor mitsingt, streckt mir das Programmheft hin und ich nehme es dankbar entgegen. Dann trete ich in den grossen Saal und suche nach einem geeigneten Platz. Natürlich halte ich nach bekannten Gesichtern Ausschau, doch in dem Meer aus Leuten ist dies sehr schwierig. Zudem muss ich enttäuscht feststellen, dass nur noch hinten Plätze frei sind. Ich quetsche mich also durch die Sitzreihe und setzte mich auf einen der letzten leeren Stühle. Etwas verärgert muss ich feststellen, dass ich durch den grossgewachsenen Mann, der vor mir Platz genommen hat, keine Chance habe, irgendeinen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Doch wie der Zufall es will, läuft plötzlich eine Freundin von mir an meiner Sitzreihe vorbei. Sie gibt mir durch kleine aber deutliche Handzeichen zu verstehen, dass sie sich zu den oberen Sitzen durchkämpfen würde. Schnell schlüpfe ich aus meiner Sitzreihe und wenige Minuten später haben wir einen tollen Platz mit freiem Blick auf die Bühne.
Sobald sich alle hingesetzt habe, stellt sich der Chor auf der Bühne auf. Dass alle weiss angezogen sind, gibt ein tolles Gesamtbild. Langsam wird es still im Publikum.
Das Oratorium
Das Oratorium beginnt, in dem Mendelssohn das Publikum direkt in die Handlung einführt. Der Prophet Elias klagt über die Dürrezeit die ansteht. Die Ouvertüre folgt, die Streicher beginnen und werden dann von den Bläsern unterstützt. Langsam wird es höher und beim Höhepunkt steigt der Chor ein. Der flüssige Übergang und der beeindruckende Chor haben nicht nur mich, sondern das ganze Publikum in seinen Bann gezogen und man lauscht dem Gebet des Chors. Die unterschiedlichen Instrumente werden gekonnt eingesetzt. An jeder Szene werden sie optimal kombiniert und ergeben so mit dem gesungenen Text ein einzigartiges Gesamtwerk. Durch viele Wiederholungen wird das soeben Gespielte und Gesungene noch besser in Szene gesetzt. Immer wenn meine Klassenkameraden spielen oder singen, beobachte ich ihre hochkonzentrierten Gesichter. Alle sind vollkommen bei der Sache.
Nach weiteren unglaublichen Einsätzen von Orchester und Chor sowie auch von Sologesängen endet das Oratorium.
Die gekürzte Version von Elias ist zu Ende und ein tobender Applaus bricht los. Das Publikum steht auf und bedankt sich für das wunderbare Konzert. Stolz und beeindruckt schauen ich und meine Freundin unsere Schulkameraden an. Die vielen Probestunden haben sich wirklich gelohnt.
Beim Herausgehen legen wir beide etwas Geld in den Korb, der herumgeht und beglückwünschen alle zu dem tollen Auftritt. Selbst einige Monate später hört man ab und zu ein paar Zeilen von Elias, die irgendjemand im Klassenzimmer vor sich her singt.
Das Konzert hat mir enorm gefallen. Es war unglaublich, seine Klassenkameraden auf der Bühne stehen zu sehen, wie sie eine tolle Performance abliefern.
Ich fand das Konzert äusserst gelungen. Das ganze Publikum war durchgehend fasziniert von dem Chor und dem Orchester. Schön fand ich auch, dass nicht nur – wie man sich es vielleicht eher hätte vorstellen können – ältere Besucher da waren. Wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich nicht gedacht, dass ein Konzert mit so vielen Schülern, so professionell dargeboten werden kann. Die Atmosphäre war unglaublich und es war ein schönes Erlebnis an diesem kalten und regnerischen Sonntagabend.
Nina Gautschi, 2fM 22. Juni 2018
https://tcs.tam.ch/service/home/~/?auth=co&loc=de&id=8280&part=2
(die ersten Minuten von Elias)

