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Glockenrein sangen die sechs bis zwölfjährigen Knaben der Zürcher Sängerknaben an einem lauen Sommerabend im September Mozarts Krönungsmesse, das Ave Verum Corpus und das Requiem im Fraumünster in Zürich, begleitet vom Orchester „Camerata Cantabile“.
Die Sängerknaben – Ein Zürcher Prestige Chor:
Die Zürcher Sängerknaben sind einer der führenden Knabenchöre Europas und wurden 1960 von Alphons von Aarburg gegründet. Der Chor besteht aus 80 Knaben im Alter von sechs Jahren bis zum Stimmbruch, die alle im Raum Zürich wohnen. Ab sechs Jahren treffen sich die Knaben zwei- bis dreimal wöchentlich zum Proben und zweimal pro Jahr gehen sie gemeinsam ins Probelager. Im Chor erlernen die Buben ein umfangreiches und anspruchsvolles Repertoire und treten mit diesem anschliessend im In- sowie aber auch im Ausland auf. Wenn die jungen Männer dann in den Stimmbruch kommen treten die besonders engagierten und begabten dann nach dem Stimmbruch in den Männerchor der Zürcher Sängerknabe über, die sogenannten „Männerstimmen“. Die Zürcher Sängerknaben sind bereits an vielen renommierten Orten und Konzerten aufgetreten, haben vor 40’000 Zuschauern an der Weltklasse Zürich gesungen, wurden von Herbert von Karajan (weltbekannter deutscher Dirigent) dirigiert und zudem übernehmen Solisten der ZSK (Zürcher Sängerknaben) immer wieder grosse Rollen in Musicals, Theatern und Opern.
Das Orchester Camerata Cantabile – Professionelle und leidenschaftlich Musiker/innen aus dem Raum Zürich:
Das Orchester „Camerata Cantabile“ ist ein professionelles Orchester aus circa sechzig Musiker/innen die durch ihre Leidenschaft für die Musik und ihre Lust daran musikalisch etwas zu wagen verbunden sind. Es besteht aus 30 Bläsern, 38 Streichern (inklusive 2 Harfen), zwei Pianisten und 6 Paukern. Was 1997 als gemeinsames Musizieren von ein paar Freunden begann, entwickelte sich mit der Zeit zu einem professionellen Konzert Orchester. Das Repertoire des Orchesters geht vom Barock über die Frühklassik bis zu zeitgenössischer Musik.
14.9.19 – Mozartabend im Fraumünster

Krönungsmesse:
Der 14. September ist ein lauwarmer Spätsommerabend, das Fraumünster wird von der Frühabendsonne beleuchtet und die Gäste des Konzerts warten gespannt und voller Vorfreude vor der massiven Eingangstüre. Die Zürcher Sängerknaben führen an diesem Abend einmalig mit dem Orchester Camerata Cantabile die Krönungsmesse (KV317) und die Originalteile des Requiems von Mozart auf. Das Fraumünster ist bis auf den letzten Platz besetzt und als dann das Orchester die Kirche betritt werden alle still und schauen gespannt nach vorne. Die ersten Streicherklänge füllen die Kirche und die Krönungsmesse zieht die Zuschauer komplett in ihren Bann. Die Krönungsmesse in C-Dur ist eine Messe von Wolfgang Amadeus Mozart. Sie entstand für die Osterfeiertage am 4. Oder 5. April als Mozart am Hofe in Salzburg als Hoforganist engagiert war. Die Messe hat eine auffallend grosse Besetzung und ist ein sehr ausgedehntes Werk. Nach Mozarts Tod wurde die KV 317 (so ihre offizielle Bezeichnung) zu einer der bevorzugten Kompositionen für Gottesdienste und Krönungen, da sie sehr festlich und fröhlich ist. Für diese Messe sehr typisch sind die sinfonischen Elemente, die das Orchester fantastisch zur Geltung brachte. Die Solostimmen und der Chor werden sehr deutlich voneinander getrennt. An diesem Abend sangen zwei ehemalige Sängerknaben wunderbar die Solostimmen in der Messe, welche aus sechs Stücken besteht, dem Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei.
Die hellen Klänge der Krönungsmesse füllten die Kirche in welcher auf Grund der farbigen Chagall Fenster und der untergehenden Sonne eine wunderschöne Atmosphäre herrschte. Das einzige leicht störende war, dass die Akustik der Kirche nicht so gut war. Manchmal halte ein bisschen zu fest, sodass man als Zuschauer manchmal das Gefühl bekam, dass die Musik ein kleines bisschen verzerrt war. Doch dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass das Fraumünster halt nicht auf weit über hundert Musiker/innen ausgerichtet war und deshalb der Klang bei diesem Werk leider ein wenig gedrängt tönte.
(https://www.youtube.com/watch?v=1hv5sJe-Fr0– gesungen von den „VocalArt Brixen“)
Ave Verum Corpus KV 618:
Das Ave Verum Corpus wurde von Mozart, wie auch unter anderem das Requiem oder die Zauberflöte, kurz vor seinem Tod komponiert. Es ist ein sehr altes lateinisches Reimgedicht welches seit 1300 bekannt ist. Es entstand als Auftragskomposition für seinen guten Freund der eine Komposition für einen Fronleichnam Gottesdienst brauchte. Dieses Stück brach Mozarts zehnjährige Kompositionspause in der Kirchenmusik.
Die sanften Klänge des Ave Verum Corpus waren eine tolle Zäsur zwischen der fröhlich festlichen Krönungsmesse und dem eher traurig, wütend, schmerzvollen und vor allem emotionalen Requiem. Beim Ave Verum Corpus konnten die 35 Streicher des Orchesters richtig zeigen was sie draufhaben. Nach den circa vier Minuten die das Ave Verum Corpus nur dauert fing dann das gespannt erwartete Requiem an.
(https://www.youtube.com/watch?v=6KUDs8KJc_caus dem Jahr 1990, dirigiert von Leonard Bernstein, Orchester und Chor des Bayrischen Rundfunks)
Requiem in d-Moll KV 626 (Originalteile):
Das Requiem, das letzte Werk Mozarts’, ist neben freundschaftlichen Verpflichtungen, der Hauptgrund weshalb ich dieses Konzert besuchen wollte. Das Requiem ist ja, wenn man der Legende glauben will, das Werk woran Mozart starb. Mozart schrieb das Requiem in der Zeit vor seinem Tod welche von Traurigkeit, Geldnot und Krankheit geprägt war. Das Requiem war eine Auftragskomposition die ein Graf für seine verstorbene Frau von ihm beauftragte.
Er schaffte es nicht das Requiem vor seinem Tod zu beenden, er starb nachdem er die ersten paar Takte des Lacrismosas geschrieben hat. Sein Schüler, Franz Süssmayr beendete das Requiem nach dem Tod seines Lehrers, mit den Skizzen Mozarts.
Die Sängerknaben sangen aber an diesem Abend nur die acht Teile des Requiems welche Mozart selber beendet hat. Die zum Teil noch sehr jungen Knaben sangen die hohen Sopran stellen Glockenrein, wie es nur Jungen vor dem Stimmbruch können. Die zwei Solisten, beide ehemalige Sängerknaben, die jetzt beide professionelle Sänger sind, sangen die Solos wunderbar und wurden toll vom Chor begleitet. Die Sängerknaben sangen dieses sehr anspruchsvolle Werk berührend gut auf und beim Lacrimosa, dem wirklich berührenden und emotionalen Klagelied kamen mir fast die Tränen. Wie die kleinen Buben die seufzende Sopranstimme engelshaft sangen liess niemanden im Publikum unberührt. Die kraftvollen Stücke wie zum Beispiel das Kyrie sangen sie mit so viel Energie, dass das Dach der Kirche fast platzte. Die kräftigen Stimmen der Männerstimmen, gaben allen Stücke die Tiefe, die die Knaben noch nicht haben und so ergänzte sich alles perfekt.
Audioaufnahme Lacrimosa:
Audioaufnahme Kyrie:
Fazit:
Der Mozartabend im Fraumünster war ein wunderbarer Abend, voll mit einigen von Mozarts besten Werken, fantastisch gesungen von den Sängerknaben und toll begleitet vom Orchester der Camerata Cantabile. Meine Erwartungen wurden definitiv übertroffen. Ich konnte mir vor diesem Abend beim besten Willen nicht richtig vorstellen, dass Acht- bis Zwölfjährige Jungen ein solch komplexes Werk, dass im Sopran so in die Höhe geht, wie das Requiem so fantastisch singen könnten. Mir wurde aber über zwei Stunden das Gegenteil und mehr bewiesen. Die Reinheit der Stimmen, die die Werke stundenlang bis zur Perfektion einstudiert haben war wahnsinnig beeindruckend, man merkt wirklich wie viel Zeit aber auch Talent hinter diesem Auftritt steckt. Ich kann es ihnen allen nur empfehlen, die Zürcher Sängerknaben live zu sehen, wenn sie die Chance dazu haben. Ein Fantastischer Chor auf Weltklasseniveau.
-Leah Roš, 9. Dezember 2019