Ein Konzertbericht von Ida Späth

Woher ich Fatoni kenne
Fatoni ist ein deutscher Rapper, der 2015 mit dem Song „Yo Picasso“ seinen Durchbruch hatte. Mein Bruder, Jakob, hat mir zwei Jahre später, als Fatoni sein Album „Im Modus“ veröffentlicht hat, seine Musik gezeigt. Er selbst war ein grosser Fan und wollte seiner kleinen Schwester guten Musikgeschmack beibringen. Nachdem er mir einen langen Vortrag über den faszinierenden Fatoni gehalten hat, lud er mir gleich zwei Alben runter. Diese waren „Im Modus“ und „Alle Liebe Nachträglich“. „Alle Liebe Nachträglich“ hat er mit der Sängerin Mine gemacht und es ist bis heute mein absolutes Lieblingsalbum. Auch „Im Modus“ hat eine spezielle Bedeutung für mich, weil es eine Art Insider von mir und Jakob ist und es mich an ihn erinnert. Deshalb bin ich mit ihm an das Konzert gegangen worüber ich hier berichte.

Das Konzert
Das Konzert war Teil seiner Tournee für das neue Album „Wunderbare Welt“ und fand am 3. November, einem Freitagabend, im Exil in Zürich statt. Nachdem ich Jakob getroffen hatte, gingen wir zusammen hinein und der Bass war bereits in der Garderobe zu spüren. Wir waren ein wenig spät dran und Dissy, Fatonis Rapper-Kollege, spielte als Vorband. Wir haben leider nur die letzten beiden Lieder von ihm mitbekommen. Das Exil war schon ziemlich voll aber wir konnten uns problemlos nach vorne drängeln. Der Raum war relativ klein und das Publikum größtenteils älter als ich. Ich war aufgeregt und zufrieden zugleich. Vor allem freute ich mich auf den gemeinsamen Abend mit meinem Bruder und die Verwirklichung eines Geschwisterinsiders.
In guten wie in schlechten Zeiten, wir hatten nur noch schlechte Zeiten
Danke dass du mich verlassen hast, Fatoni
über was man alles Streit haben kann
und dass man mehr Streit als miteinander Zeit haben kann.
Diese Zeile stammt vom ersten Lied des Konzertes. Die Textstelle ist mir schon aufgefallen, als ich es zum ersten Mal hörte. Als ich diese Stelle dann am Konzert live gehört habe, löste dies eine Art Adrenalinkick in mir aus. Ich hatte aber den Eindruck, dass dieser Einstieg nicht nur auf mich diesen Effekt hatte, sondern auf das ganze Publikum. Alle schienen in diesem Moment das Lied und das Konzertgefühl auf sich wirken zu lassen und sich auf einen schönen Abend einzustimmen. Die Atmosphäre war also schon vom ersten Lied an glücklich und entspannt.
Ich schalte Rap am Mittwoch ein, HipHop darf jetzt auch rassistisch sein richtig geil, früher dachte ich, Rap muss politisch sein, seitdem ich weiss, dass alle Rapper dumm sind denk ich das nicht mehr, nein
Lassensiemichkünstlerichbindurch, Fatoni
Die Stimmung war sehr gut und Jakob und ich konnten uns super amüsieren. Fatoni hat viele verschiedene Musikstücke und jedes ist speziell auf seine eigene Art und Weise. Das Lied “Lassensiemichkünstlerichbindurch” zum Beispiel besteht aus seiner Stimme, dem Liedertext und seiner Gitarre, was im Rapgenre nicht sehr verbreitet ist. Diese Variationen machten sein Konzert einzigartig. Fatoni ist ein intellektueller Rapper, der sich auch vor politischen Themen nicht scheut. Dies sorgt dafür, dass man sich gerne auf seine Texte achtet und dass ihm das Publikum seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Er fand während des Konzertes eine gute Mischung von emotionalen, politischen und tanzbaren Liedern. Fatoni leitete dazwischen auch einige Moshpits ein, welche immer zum selben Liederausschnitt des Liedes “Auseinander” abliefen. Diese waren lustig aber die Stimmung war bei den beliebtesten Liedern wie “Im Modus”, “Burj Khalifa”, “Danke dass du mich verlassen hast” und “Mit dem Taxi in die Therapie” am besten. Alle kannten die Liedertexte und da das Konzert eher klein war, fühlte es sich auch intim an.
Auseinander: https://youtu.be/LNf9dReX4VU?si=BDbCNnW10BbIbjiN
Im Modus: https://youtu.be/Hgmy0U3D3-Q?si=mPgSzKttcFnpcD-K
Burj Khalifa: https://youtu.be/nO2W_MwOpMY?si=wpjg_umNCiBujP1T
Mit dem Taxi in die Therapie: https://youtu.be/Y5qDyFKSGP4?si=hodSb4I3xH4vkbTJ
Danke dass du mich verlassen hast: https://youtu.be/rCzXu3iWTao?si=oNzwZ5v1jntubZl8


Leider wurde am Konzert kein Lied vom Album “Alle Liebe Nachträglich” gespielt, aber darauf hatte ich mich eingestellt, da Mine und Fatoni seit einem Jahr nicht mehr gemeinsam auf der Bühne gestanden sind. Ich möchte trotzdem mein Lieblingslied von diesem Album und überhaupt mein Lieblingslied aller Zeiten in diesen Bericht einbeziehen, da es eine große Bedeutung für mich hat und einer der Hauptgründe ist, warum ich Fatonis Musik eigenständig, ohne den Einfluss meines Bruders, weiterverfolgt und eine emotionale Verbindung zu seinen Liedern aufgebaut habe.
Es heisst Romcom: https://youtu.be/PL9KAaF1Yw8?si=
Was mich daran am meisten fasziniert ist, dass Fatoni und Mine es geschafft haben einen klar verständlichen und stilvollen Dialog zu schreiben bei dem sich die Wörter auf einander reimen und harmonisch miteinander aufgehen.

Fazit
Dieses Konzert war sehr speziell für mich. Nicht nur wegen den vielen Emotionen, die ich mit Fatonis Musik verbinde, sondern auch weil er ein faszinierender Künstler ist. Er macht vielschichtige, humorvolle, intelligente und stimmungsvolle Musik. Ich bin sehr froh, dass mein Bruder vor sieben Jahren seine Leidenschaft für Fatoni mit mir geteilt hat, denn ohne ihn wäre mein heutiges Musikverständnis nicht dasselbe.