Jessie J – X-tra, 05.06.2015

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Da ich zu früheren Zeiten Jessie J’s Musik rauf und runter gehört habe, alle ihre Lieder auswendig mitsingen konnte überraschte es mich nicht gross, als ich ein Ticket für eines ihrer Konzerte geschenkt bekam.Was mich eher überraschte war, dass Jessie J im X-tra auftrat. Das X-tra hat knapp Platz für etwa tausendfünfhundert Leute. Wäre sie im Hallenstadion aufgetreten, welches sie bestimmt locker gefüllt hätte, hätte sie viel mehr Umsatz gemacht. Trotzdem hat sie sich für ein kleineres, überschaubares Konzert entschieden, was auf mich sehr sympathisch wirkt.

Ich war mit meiner Schwester und meiner Mutter unterwegs, welche mich nicht gerne alleine an Konzerte gehen lässt, da ich bereits zweimal kollabiert bin. Das Alter der Konzertbesucher war völlig verschieden. Von etwa zehnjährigen Kindern bis hin zu älteren Personen war alles vertreten.

Um 20.00 Uhr begannen Alina Amuri und ein Gitarrist, welche die Vorband bildeten, die Leute in Stimmung zu bringen. Die Schweizerin mit Wurzeln aus dem Kongo hatte die Zuschauer schnell auf ihrer Seite. Ihre gemütliche Musik enthielt Reggae, Hip Hop wie auch afrikanische rhythmische Elemente.

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Pünktlich um 21.00 kam dann zuerst die Band, welche aus einem Schlagzeuger, einem Gitarrist, einem Bassist und zwei Backgroundsängerinnen bestand, auf die Bühne. Sie richteten sich ein, spielten einige Töne und allen Konzertbesucher war klar, dass es sich nur noch um Minuten handeln musste, bis man endlich auch die Sängerin zu Gesicht bekam. Es herrschte eine gespannte, freudige Stimmung. Scheinwerfer gingen an, die Band spielte ein Intro und plötzlich stand sie auf der Bühne. Rosarote, schulterlange Haare, ein schwarzes, grobmaschiges, längeres T-shirt auf welchem „Zürich“ stand.

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Der Raum war am brodeln, alle sangen mit und tanzten ohne darüber nachzudenken was derjenige nebenan denken könnte.

Die Lautstärke war gut abgestimmt, man hörte die Hintergrundmusik wie auch Jessie J’s Stimme klar und deutlich. Die ist für mich ein klarer Pluspunkt, da bei grösseren Konzerten die Stimme oft vom lauten Bass übertönt wird und die Lieder nur noch als Scheppern in den Ohren empfunden werden.

Mich beeindruckte Jessies ehrliches Interesse am Publikum. Anders wie eine Beyoncé oder andere grosse Stars, welche einfach ihre Show aufführen und dann weiterreisen, hat Jessie J sich Zeit für die Leute genommen, welche von überall her gekommen sind, nur um sie singen zu hören. Sie setzte sich gleich nach dem ersten Lied auf eine Treppe, begann uns zu begrüssen und riss Witze.

„The first seconds I’m sexy.. afterwards it gets awkward“ – Jessie J über ihren Tanzstil

Da sie viele ihrer Lieder selbst geschrieben hat, erzählte sie vor dem Singen einiger Lieder, was sie dazu bewogen hatte dieses Lied zuschreiben. Sie erzählte zum Beispiel vor dem Lied „Who you are“ -> https://www.youtube.com/watch?v=j2WWrupMBAE, dass sie mit siebzehn an einem psychischen Tiefpunkt angekommen war und dass ihr die Musik, den ganzen Weg zum Erwachsenwerden erleichtert hat. Sie erzählte, dass sie durch das Niederschreiben ihrer Gedanken, welche sie danach zu dem obengenannten Lied verband, vieles über das Leben zu verstehen begann. Es ist dazu wichtig zu wissen, dass sie mit 18 einen leichten Schlaganfall erlitten hatte, eine schreckliche Erfahrung, vorallem in einem so jungen Alter.

„…Now it all makes sense.. it’s okay, not to be okay.“

Natürlich könnte man das ganze aus negativen Augen betrachten und argumentieren, dass die meisten grossen Sänger nichts ungeplant lassen, doch auf mich wirkten ihre Aussagen ehrlich und aufrichtig. Sie berührten das ganze Publikum, wie auch mich.

Jessie J machte zwischen einigen Liedern Pausen. In einer dieser Pausen, begann sie Leute aus dem Publikum nach ihren Namen zu fragen. Sie sprach mit einem „Pascal“, welcher mit seinem Freund „Davidson“ das Konzert besuchte und begann kurzerhand ein Lied, das von den beiden jungen Männern handelte, zu improvisieren. Die Menge war hin und weg. Alle waren dieser witzigen, doch auch tiefgründigen Frau mit den schulterlangen Haaren und der unglaublichen Stimme verfallen.

Nach der Improvisation, in welcher man ihre ungeheure Stimmqualität und Technik klar erkennen konnte, entdeckte sie ein elfjähriges Mädchen direkt vor der Bühne. Jessie erkannte die kleine, es handelte sich um Zoe, welche im April bei „the voice kids“ den zweiten Platz belegt hatte. Spontan besorgte Jessie ein zweites Mikrophon und so sangen die beiden zusammen das Lied „Masterpiece“.

https://www.youtube.com/watch?v=eC7mrXL5d5Q  ( Zoe und Jessie J)

Nun noch etwas über Jessie J’s Leben. Schon im Alter von elf Jahren begann Jessica Ellen Cornish Gedichte zu schreiben. Nach ihrem oben erwähnten Schicksalsschlag wurde sie von Sony als Songwriterin unter Vertrag genommen und schrieb unteranderem Lieder für Alicia Keys und Chris Brown. Nach dem sie 2008 mit Cindy Lauper auf Tour war veröffentlichte sie ihre erste Single „Do it like a dude“, welche den zweiten Platz in den UK-Charts erreichte. Mit dem Lied „Price Tag“ landete sie ihren ersten Nummer eins Hit. Mit 148 Millionen Views ist „Price Tag“ eines der meist gesehenen YouTube Videos aller Zeiten.

(Price Tag, 00.35 min „Stilwechsel“ -> Reggae)

Dass sie trotz diesem Erfolg so Bodenständig geblieben ist spricht sehr für Jessie und ihren Charakter. Da mich ihr Umgang mit dem Publikum so positiv überrascht hat, ging ich noch positiver als erwartet aus dem Konzert heraus.

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Nicht nur Jessie J’s einmalige Stimme sondern auch ihre bodenständige, menschliche Art hatten den Abend zu einem einmaligen, musikalischen und irgendwie auch persönlichem Erlebnis gemacht.

Metò Morf, 21.06.2015

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